Gemeiner Ohrwurm

Forficula auricularia

Gemeiner Ohrwurm 1

Kneifzange am Körperende

Die kräftigen Hinterleibsanhänge sehen nicht nur gefährlich aus, sondern können tatsächlich als wirksame Waffe eingesetzt werden, um sich gegen Feinde zu verteidigen. Dabei setzen sie sich mit den aufwärts gebogenen Zangen um sich schlagend und kneifend zur Wehr. Außerdem benötigen die Männchen ihre Zangen, um sich und ein paarungswilliges Weibchen bei der Fortpflanzung in die richtige Position zu bringen.

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Warum gelten Ohrwürmer als Nützlinge?

Viele Gärtner wissen um die Bedeutung der Ohrwürmer und sehen in ihnen biologische Schädlingsbekämpfer. Gerne sitzen die Ohrwürmer inmitten einer Blattlauskolonie und fressen genüsslich eine nach der anderen auf. Aber auch andere Pflanzenschädlinge wie die Eier und Raupen von Wicklern und Gespinstmotten, Milben und sogar Mehltau stehen auf ihrem Speiseplan.

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Hilf mir!

Ohrwürmer sind hauptsächlich in der Dämmerung und nachts unterwegs, tagsüber verstecken sie sich unter Steinen, Holz, Laub und Rinde. Wir können ihnen helfen und im Garten oder auf Obstwiesen komfortable Schlafplätze anbieten: Dazu befüllen wir einen Ton-Blumentopf mit Holzwolle oder Heu und hängen in mit der Öffnung nach unten in einen Baum oder Strauch. Ohrwürmer und andere Krabbeltiere werden diesen Unterschlupf gerne nutzen.

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Können Ohrwürmer eigentlich fliegen?

Die Frage stellt sich zurecht, denn wirklich gut sichtbare Flügel haben Ohrwürmer nicht. Und bei vielen Arten sind die Flügel tatsächlich völlig zurückgebildet. Bei unserem Gemeinen Ohrwurm werden im Prinzip flugtaugliche Hinterflügel dreifach zusammengefaltet und größtenteils unter den schuppenförmigen Vorderflügeln verborgen. Das Ein- und Ausfalten der Hinterflügel ist recht aufwändig und überhaupt nur mithilfe der Hinterleibzangen möglich - da erscheint die krabbelnde Fortbewegung doch erheblich einfacher und wird fast immer bevorzugt.

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Das schmeckt mir

Ohrwürmer sind ausgesprochene Allesfresser. Ihre Nahrung besteht einerseits aus frischen Pflanzenteilen wie zarten Blätter und Blüten, weichem, saftigen Obst, Moosen, Algen und Pilzen. Ergänzt wird die pflanzliche Kost durch tierische Zusatznahrung wie etwa mehr oder weniger wehrlose Insekten wie zum Beispiel Blattläuse und dünnhäutige Larven oder anderweitig geschwächte Insekten.

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Kneifen die mir wirklich in die Ohren?

Hartnäckig hält sich die Vorstellung, Ohrwürmer wären an unseren Ohren interessiert - Namen wie Ohrenkriecher, Ohrenkneifer, Ohrenzwicker und die englische Bezeichnung Earwig lassen diesbezüglich nichts Gutes vermuten. In Wirklichkeit haben die Tierchen aber keinerlei Absichten mit unseren Ohren und sind auch ansonsten völlig harmlos. Die Namen resultieren aus einer Zeit, die eher den Ohrwürmern Angst machen könnte: Getrocknete und zu Ohrwurmmehl zerstampfte Tiere galten als Heilmittel gegen Ohrenschmerzen.

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Gemeiner Ohrwurm 8

Steckbrief

Insektenordnung

Ohrwürmer, Dermaptera

Markenzeichen

Körper bräunlich, schuppenförmige Vorderflügel, Männchen mit kräftigen, gebogenen Zangen am Hinterende, Zangen beim Weibchen schlanker und weniger gebogen

Nahrung

Pflanzenteile und kleinere Insekten wie z.B. Blattläuse

Länge

10 bis 15 mm

Ganzjährig

überall und häufig in Gärten, Wäldern, Wiesen, Gärten und Parks

Doppelgänger

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Gemeiner Ohrwurm
Forficula auricularia
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Waldohrwurm
Chelidurella acanthopygia
Der ebenfalls recht häufige Waldohrwurm lebt in Laub- und Mischwäldern. Bei ihm sind die Vorderflügelstummel noch kleiner als beim Gemeinen Ohrwurm und die Hinterflügel fehlen völlig. Die langen, stark gebogenen Zangen des Männchens haben im Gegensatz zu denen des Gemeinen Ohrwurms keine Zähne an der Basis.

Gemeiner Ohrwurm – Larve

Forficula auricularia

Gemeiner Ohrwurm 1

Hier wachsen Zangen

Noch sind die Anhänge am Hinterleib fadenförmig und weich. Erst im Laufe der weiteren Larvenentwicklung bilden sie sich zu den für Ohrwürmer typischen Zangen um.

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Gemeiner Ohrwurm 8

Steckbrief

Insektenordnung

Ohrwürmer, Dermaptera

Markenzeichen

ähneln in der Körpergestalt den erwachsenen Tieren, zunächst aber viel kleiner und oft blasser gefärbt

Nahrung

weiche Pflanzenteile, kleine dünnhäutige Krabbeltiere und Aas

Länge

10 bis 15 mm

April bis September

in der Bodenstreu, unter loser Rinde, unter Steinen und Holz

Entwicklungsreihe

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Das sind meine Mutter und mein Vater. Die Zangen am Hinterleib sind bei meinem Vater viel größer und kräftiger als bei meiner Mutter.
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Mit ihrem Mund gräbt meine Mutter eine Erdröhre in den Boden, das muss echt anstrengend sein. Schließlich legt sie ungefähr 50 Eier in die Röhre.
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Meine Mutter ist sehr fürsorglich. Sie bleibt bei uns, passt auf uns auf und kümmert sich um die Eier - regelmäßig werden sie gedreht und abgeleckt.
Gemeiner Ohrwurm 17Vollbildansicht öffnen
Nach 5 bis 6 Wochen ist es soweit: Wir sprengen unsere Eier und kriechen als klitzekleine Larven heraus. Unsere Mutter bewacht uns weiterhin vor Feinden.
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So sehe ich nach einigen Wochen aus.
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Insgesamt häute ich mich fünfmal. Weil ich eine ganz harte Außenhaut habe, könnte ich sonst nicht wachsen - ich muss die Haut dazu abstreifen.
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Nach jeder Häutung bin ich etwas größer als vorher.
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So sehe ich nach etwa 6 Monaten aus. Ich habe das letzte Larvenstadium erreicht und sehe schon fast so aus wie ein erwachsener Ohrwurm.
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Jetzt bin ich ein fertiger Ohrwurm. Es ist kalt geworden und ich werde im Erdboden, in hohlen Pflanzenstängeln oder in einem Laubhaufen überwintern.